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■ The oak
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2024-10-15 | [This text should be read in deutsch] |
Cephalus hingegen drehte sich um. „Alles gut, meine Liebe,“ sagte er in einer sich überstürzenden Stimme, recht ruhig. „Ruhe dich aus. Keiner kann diese Pose lange einnehmen.“ Er legte sein Haupt so zur Schulter, dass er Alexis mit schmal gezogenen Augen von Kopf bis Fuss eingehend ansah. „Zeig mir dein Profil. H´m, ja. Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben, zu kommen um mir einen Besuch zu machen. Aber du kannst das natürlich mal machen.“
„Machen?“, echote Alexis mystifiziert. „Als Model für Pan, sollte ich jemals eines benötigen. Ist es nicht deswegen, dass du hier auftauchst?“ „Nein, Sir!,“ lachend erklärte Alexis sein Auftauchen. „Obwohl es mir eine besondere Ehre wäre, bin ich überzeugt, dass mein Vater bestimmt keinen Wunsch hätte, dass Sie von mir eine Statue herstellten.“ „Es wäre doch auch keine Statue von dir,“ korrigierte ihn Cephalus, „ebensowenig wie dieses eine von Corinna sein wird. Es ist, wie du schon sagtest, eine von Artemis, der Jägerin-Jungfrau. Corinna posiert, weil sie, in vielen Hinsichten der Typ ist, an der ich Interesse dafür gewonnen hätte. Das sah ich ihr sofort an, als ich ihr auf der Straße begegnet war. Du bist allerdings nicht vollkommen,“ sagte er mit einem Finger sie wie androhlich anpeilend, während sie an ihrem Sockel sitzend, herunterlächelte, „und eine Göttin muss vollkommen sein. Dein Kinn ist falsch – aber das macht mir nichts – ich kenne da ein anderes Mädchen, das mir wieder ein Kinn geben wird, das ich möchte. Und deine Ohren sind ziemlich – ziemlich unmöglich für eine wahre Artemis. Da werde ich die Ohren von Lysilla oder vielleicht auch von Gyllis dafür hernehmen müssen.“ Corinna lachte ihr leises Lachen, um anzudeuten dass sie gekränkt sei. „Wenn meine Züge so schlecht sind, wieso nimmst du nicht eine von ihnen dann her, um für die ganze Gestalt zu posieren?“ „Naa – meine Liebe, wenn du die anderen doch nur sehen könntest! Stell dir vor, dass eine von ihnen auch mit einem Rudel Hündinnen und Hunden über Gebirgsklämme heranpirscht! Nein, du bist das Model, das ich will, mit allen deinen Fehlern.“ „Danke, Sir!,“ antwortete sie sofort mittels eines Anfluges gespöttelter Demut. „Nun, das ist genug für diesen Morgen, du bist müde und ich müsste schon auf und davon sein, den Markt aufzusuchen. Jawohl, mein Junge,“ drehte er sich zu Alexis um, der begonnen hatte einige Exponate entlang der Mauer zu studieren, „die Statue die du da betrachtest, ist eine der best-geratenen Büsten, welche ich jemals in meiner Werkstatt entstanden ist. Sie wurde bestellt um im Hauptplatz eine Sonderstellung einzunehmen, das war anno dazumal. Trotzdem steht sie nun in meinem Studio seit sie vollendet wurde, nun schon seit Jahren.“ „Wessen Kopf ist da drauf?,“ die Stimme des Jungen klang hart angespannt. Er starrte die ovale Rundung des Hauptes an, und keiner konnte seinen genauen Gesichtsausdruck gerade erkennen. „Magnes, des Politikers. Wie du dich vielleicht erinnern kannst, wurde er verbannt. Sie sagten, er habe mit den Spartanern komplottiert, um die Demokratie zu stürzen und eine Diktatur einzuberufen.“ „Na, sag doch einmal. In Athen!“ „Also, war es nur natürlich dass dann keine Rede mehr davon war, ihn mit einer öffetntlichen Ehrung durch eine Büste zu bedenken. Ich will Anton heißen, wenn er sein wahres Gesicht hier nicht nochmal unter Todesschmerzen trauen wird zu zeigen.“ „Ich mag ihn nicht,“ meinte Corinna ganz schlicht und ehrlich, als sie seine gemeißelten Züge genau besah. Wieso behältst du sie noch? „Oh, man kann das nie wissen. Magnes hat hier noch ein paar mächtige und prächtige Freunde unter den reichen Familien. In der Politik kann immer wieder etwas zum Rollen kommen. An einem Tag bist du niedrig, am nächsten Morgen bist du wieder oben. Wir könnten den Tag noch sehen, wenn Magnes zurück nach Athen kehrt und uns Lumpen-Pack ein Diktat aufgibt – wo soll ich dann landen, wenn heraus gefunden wird, dass ich seine Statue auf die Müllhalde gebracht habe?“ Alexis war still als er aus dem Studio hinaustrat. Er dachte scharf nach. Die Statue hatte das unvergessliche Paar Unterkiefer, die stolze Nase und die überhöhten Wangenknochen, die er abends zuvor unter dem rustikalen Hutvorsprung erblickt hatte. Das ganze Gesicht war das des Mannes der mit Hippias zuvor geflüstert hatte. 7. Die Schmeißfliege „Gut, gut, dachte mir, dass du mit mir doch sprechen mochtest,“ klagte Corinna mit einem amüsierten Grübchen im Mundwinkel, „jetzt sind wir trotzdem die ganze Länge der Straße entlang gelaufen, und du hast mir noch kein Wörtchen gesagt. Für eine lebhaftere Konversation, kannst du mir eine Statue abgeben.“ „Entschuldige, Ich habe das gerade als einen Schock erlebt.“ Alexis zögerte einen Moment, dann vollzog er ein Untertauchen: „Es sieht völlig so aus, dass dieser Mann, der eine Diktatur -“ „Oh, den Mann meinst du, mit dem schreckenserweckenden Gesicht!“ „Ja. Ich könnte schwören, dass ich ihn letzte Nacht draußen bei dem Itonianischen Tor während des Wettrittes gesehen habe.“ „Angenommen, du habest...“ „Aber siehst du denn nicht – hast du nicht gerade gehört, was Cephalus angesagt - ? Er wurde noch vor Jahren ins Exil geschickt.“ „War er?“ Sie hatte augenscheinlich auf die Konversation im Studio nicht sorgfältig wertgelegt, und dennoch, kam er plötzlich, in der Bedeutung dessen was er sagte, zu ihr durch. Sie wandte sich ernstlich interessiert um. „Oh ! . . . Was macht er dann in Athen?“ „Das ist es, was ich sehr gerne wissen möchte,“ meinte Alexis grimmig, „Und wüsste ich auch, was ich tun muss?“ „Erzähle es doch deinem Vater!“ „H´m. Es würde einige Erklärungen voraussetzen, darüber was ich im Studio von Herrn Cephalus suchte.“ „Dein Vater wäre wohl nicht sehr einverstanden mit mir.“ „Na ja...“ „Du musst dich nicht entschuldigen. Athenische Jungen sind nicht darauf aus, mit Mädchen sich abzugeben. Das ist es auch, wieso ich beinahe von dem Podium gefallen bin, als du mir nichts, dir nichts, herein kamst. Ich habe mich gefreut, deine Stimme zu vernehmen – ich habe mit keinem Menschen mehr ein Wort gewechselt seit des Tages in der Höhle. Um bei dem Thema zu bleiben, wie geht es denn deinem Freund mit der netten Physionomie?“ „Er ist nicht sehr zufrieden mehr mit mir,“ Sagte Alexis, während er einen Lacher ausprobierte. „Seine schöne Nase wurde ausgeschlossen – oder so fühlt er es eben.“ „Wodurch?“ „Von dir.“ „Von mir?“ „Ja, du musst sehen, dass wir jahrelange Freunde waren. Es war nur – du musst unbedingt doch wissen wie das ist – dass du doch nicht die ganze Zeit lang mit jemandem Freund sein willst, ungeachtet dessen wie sehr du ihn magst. Du möchtest doch ein bisschen ein Recht auf dich selbst besitzen... Du kennst sicher das Gefühl, nicht?“ Sie nickte ihr dunkles Gesicht. „Du hast ja gesehen, wohin ich mich aufmache.“ „Na, und siehst du, Lucian scheint nicht so zu denken. Er mag keine Lektüre, und er ist mehr der aktive Frohsinn – möchte jede Minute etwas auf die Beine stellen, und erwartet dass andere ebenso sind.“ „Ich sehe immer noch nicht, wo ich da hineinpasse.“ „Nur, dieses, wenn ich eine Stunde für mich selbst brauche, springt er zu dem Schluss, dass ich eigendlich mit dir zusammen bin, und mit dir lieber als mit ihm herumspaziere - “ „Wie unsinnig,“ konterte sie ernsthafter Mine. „Völlig irrsinnig,“ gab Alexis mit mehr Wärme denn Taktgefühl zurück. „Ich habe es ihm geschworen, dass ich dich seit des damaligen ersten Tages nicht mehr vor Augen hatte, aber er war so eifersüchtig, dass er es mir nicht geglaubt hat. Deshalb dachte ich, zum Geier, ich gebe ihm schon noch etwas, worauf er eifesüchtig sein kann -“ „Und also bist du jetzt hier?“ „Hier bin ich.“ Sie hielt kurz inne und stellte sich in voller Gestalt vor ihn. Das Blut war ihr in die Wangen geschossen und ihre grauen Augen sprühten. „Danke, dass du mir das gesagt hast. Ich weiss ja, dass die Mädchen Athens wie Kehrricht behandelt werden, aber das tust du mir nicht an. Mich zu benutzen, um ihn eifersüchtig zu machen – als würde man ein Spielzeug hochheben, um da andere Kind aufzuregen - “ „Oh – grundgütiger Himmel!,“ schieh er da verzweifelt aus. „Ich meinte das ja gar nicht so. Jeder misversteht immer alles.“ „Dann wollen wir fortan keine Misverständnisse unter uns mehr dulden, sowieso. Wenn wir mal Freunde sein werden, möchten wir doch Freunde sein, weil wir das wollen, nicht weil wir jemanden damit ärgern oder aufziehen können.“ „Natürlich -“ „Und keine weiteren abwertenden Kommentare mehr, nur weil ich ein Mädchen bin, und meine Mutter ein Gasthaus bewirtet.“ „Nein“, versprach ihr Alexis ehrlich. „Aber du musst auch etwas versprechen.“ „Keine Lachsalven mehr gegen Athen. Wenn die Stadt gut genug ist, dass du darin lebst, ist es nicht fair, lange auf sie herab zu blicken.“ Corinna nickte langsam. Die Wut aus ihrem Antlitz war aus den Wangen verschwunden, und sie sah ihn respektvoller denn je an. „Also gut. Ein junger Mann sollte für seine Stadt auch mal aufstehen. Ich konnte dich nicht mehr achten, weil du es selbst auch nicht tatest. Ich werde nicht geringschätzig lachen, aber - “, und sie versteckte eines ihrer verinnerlichten, leisen Lacher, „Kann ich dennoch intelligente Kritik üben? Ist es doch gang und gäbe, dass in überall in Athen Meinungsfreiheit herrscht?“ „Du lernst freilich,“ meinte er mit erfreutem Grinsen. „Lebe hier für ein oder zwei Jahre und du wirst schon eine von uns werden.“ Aber die Art wie er es sagte, verbarg nicht, dass er nicht davon hielt, dass es sich jemals bewahrheiten würde. Obwohl sie in Athen geboren wurde, war sie eine Fremde und würde niemals etwas anderes sein. Es war überhaupt für Fremde das Schwerste, Athenische Bürgerschaft zu erhalten, und für eine Frau war es undenkbar. Sie konnte nicht einmal einen Athener heiraten, es war ungesetzlich. Sie gingen weiter. Leute starrten herüber. Am nächsten Straßenwinkel, wo es noch emsiger wimmelte, und sie schon das Gezetere und Gemurlmel des Marktes vernehmen konnten, sagte Corinna: „Lieber gehen wir am Wegkreuz, getrennt, weiter. Ich weiss dass du sonderbare Gefühle haben musst, mit mir jetzt da lang zu gehen.“ „Nein, nicht wirklich - “ „Lass uns doch mal ehrlich werden – oder gar nichts. So sind die Dinge nun mal hier. Und ich möchte nicht, dass du einen Streit mit deinem Vater vom Zaun brichst. Und brich auch mit Lucian die Freundschaft nicht ab – das möchte ich auch nicht. Sag mir, dass du dich mit ihm aussöhnen wirst, und keinen Stuss mehr brabelst, von deiner Würde!“ „Alles klar, Beste, aber ich werde deine Freundschaft aber dann wohl auch bekommen.“ „Dann komme morgen hinauf zu der Grotte, wenn du kannst? Ich gebe dir deine erste Flötistenlektion!“ „Das kriegst du einen Handschlag drauf: abgemacht!“ Sie gingen am Straßeneck auseinader, und er sah ihr nach, bis sie seinem Blickfeld entschwand. Manche Menschen mochten ihr nachsagen, eine Fremde zu sein - |
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