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Poezii Românesti - Romanian Poetry

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Bei der Granatapfelernte in Rahova – 45a
prose [ ]
Erinnerungsroman von Anni-Lorei Mainka [Almalo ] (1958 – 2014)
Compilation: Ãœbersetzungen

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by [Delagiarmata ]

2023-10-06  | [This text should be read in deutsch]  

Literary Translation - Translations of classic and original poetry and other materialsThis text is a follow-up  | 



Weggänge, Repartitionen – Teil 3


Wie schön der 1. September 1981 mit dem Zug war! Ich habe die dösende Stadt im Morgengrauen verlassen. Die Menschen hier schienen genau zu wissen, wohin sie gingen. Man konnte sie von ihren vorgegebenen Routen kaum ablenken. Ja, sie wussten alle, wohin sie gingen! Sie stiegen aus dem fahrenden Zug in Titu oder Găiești, ohne zu merken, dass ihre Reihen sich mit anderen zwei, drei Pendlern vergrößerten!

Wir, ein paar von den Bänken der rumänischen Fakultäten verbannte Jugendliche, träumten. 1981 war das erste Jahr mit 60 geschlossenen Städten, so dass viele von uns in eine ungewisse Zukunft starteten.

Schön war sie, die Ebene an diesem Morgen! Gleich nachdem die letzten Zäune aus dem Dreieck des Waggonfensters verschwunden waren (die Fenster ließen sich bis zur Hälfte öffnen, unten konnte man auf drei Metallplättchen in drei Sprachen, russisch, deutsch und italienisch, lesen „hinauslehnen verboten“; die Anderssprachigen konnten machen, was sie wollten), öffnete sich der Himmel wie eine mit weichen Flocken, ähnlich den Daunen eines langen Gänsehalses, aufgeschüttelte Decke. Die Welt öffnete sich wie die Arme der Mutter am Abend vor dem Schlafengehen, ein Himmel mit einer anderen Perspektive. Und wir fuhren mit dem Zug in diese Welt, in der auch der Rauch nach Staub und Regen roch, ohne Diesel- oder Ölintarsien, die sich fast überall aus den Bäuchen der Großstädte erhoben, die Umgebung in eine unvorhergesehene und gelbe Schicht verwandelnd.

Dort hinter der Hauptstadt waren die Pelzmäntel handgefertigt, die Fellumhänge der Schafhirte auf dem Weg nach oben rochen sauber, keine Rede von bedrückenden Gerüchen oder Fliegen an den Käsetragjochen. Aber den Käse trugen sie irgendwo reumütig zu der Herrschaft … Ihre Blicke waren unerbittlich.

Je weiter Bukarest hinter mir zurückblieb, schien die Luft gesiebter zu sein, dünn und leicht zum Atmen, von einem wohltuenden Blau für unsere ans Grau der 80er Jahre gewöhnten Augen.

Ich träumte manchmal mit Vlad C., dann mit Angelica P. über unsere Rückkehr und die erlebten Abenteuer … Ja, es war schön! Wie schön, hatte ich damals niemand zu erzählen. Man sagte auch gar nicht, was einem schön vorkam … Du lebtest und hast vergessen! Wenn du eine neue Richtung einschlägst, ist es eine Befreiung. Oder?

So haben wir Absolventen es empfunden. Befreit im Nordbahnhof, mit den Zügen in die ungewisse Zukunft der Ebenen, die nicht auf uns warteten, gebracht. Die Liebe oder der Hass können nicht in Worten beschrieben werden, eh, auch dieser Anfang nicht, der ganz neu und besonders „definitiv“ sein sollte! Und an seinem Ende gab man sowieso eine Prüfung, genannt „definitivat“*.

Der Nordbahnhof mit seinem Epochendach, seinem warmen Hall, mit den verirrten und erschrockenen Tauben, die mich ansahen, als würden sie weinen, wird sich hoffentlich noch an mich erinnern, jetzt, wo ich zurückgekehrt bin und ihn besucht habe.

Ich hatte ein Treffen an einem Tisch um 6 Uhr in der Früh mit diesem Mädchen, das ich einmal war. Ich habe mich gefreut, den Metalltisch aus der Vergangenheit zu sehen. Eine halbe Welt schien unter der Kuppel meines Bahnhofs versammelt zu sein. Auch sie war Teil meiner Familie, Vorzimmer des Lebens, wenn man berücksichtigt, wie oft ich hier jemand begegnet bin oder mich verabschiedet habe, wie oft ich dachte, es wäre der letzte schmerzende Augenblick. Die Abschiede in Rauch und Rufen der Kontrolleure hatten einen anderen Geschmack als vor dem Wohnblock oder auf dem Parkplatz, wenn wir uns hier umarmten und tief in die Augen, von denen wir nicht wussten, ob wir sie wiedersehen werden, schauten.

Oh weh, wie oft stand ich im Morgengrauen, vorsichtig eine Tüte mit Eier, Kaffee oder Käse in der Hand haltend, Lebensmittel, die ich dann für Brot, Milch oder Obst eintauschen konnte. Trotz des diffusen Lichts war dieses Mädchen glücklich, es las Rilke und spähte mit einem Auge auf den Fahrplanaushang … durch den kalten Zigarettenrauch der Naționale und Mărășești*, in Sandalen, die nach von ausländischen Studenten ins Land gebrachtem Rexona rochen, das die in Lactobars* im Zentrum für 100 Lei - eine exorbitante Summe – verkauften. Sein Geruch konnte selbst von einer verschnupften Nase wahrgenommen werden. Ich war Pendler nach Ungheni-Găujani, Vlad C. Pendler nach Sibiu, Angelica P. nach Humele-Ungheni und andere verstreut ins ganze Land. Wir sind alle gefahren, bis wir „irgendwo“ ankamen, mit unserem oder des Schicksals Wille.

„Schicksal“ nennen wir es heute, damals hieß es Unterrichtsministerium, Staatsführung, Parteiführung aller Arten und Gradationen.

Die vielen Morgen, die folgten, waren Befreiungsversuche – der seltene Geschmack des Beginns, mandelförmig, naiv. Selten nahm ich danach diese einmaligen Gefühle eines freien Menschen wahr, stark, unbesiegbar … Ich habe die Kollegen nur mehr im Vorbeigehen gesehen, eilig, traurig, selbstverwirklicht; oder nach weiteren Jahren haben wir uns nicht mehr erkannt. Es war, als würden wir alle Masken tragen, die uns schützen sollten. Aber sie entfremdeten uns von den goldenen Jugendjahren.

Der Rauch des Nordbahnhofs sollte uns bis weit in Richtung Pitești verfolgen. Die Züge füllten sich mit von Sorgen geplagten Menschen. Manchmal stand auch ich auf der Waggontreppe bis Titu, wo eigentlich niehmand während der Fahrt abspringen wollte, aber dieses Absteigen war eine Möglichkeit, überhaupt nach Titu zu kommen. Der Zug hatte es eiliger als wir und überließ es uns, festen Boden unter die Füße zu bekommen.

Die Busse brachten uns auch in einer gewissen Stille in ein „Irgendwo“, das für einige Jahre Pitești sein sollte. Dort warteten alle auf Brot und Milch. Die Lebensmittelkarte, wenn du die hattest, warst du „wer“. Der Tag, an dem ein Freund mir von seinen Eltern einen Stoß Zettel gab, auf denen geschrieben war „1 Liter Milch“, war ein glücklicher Tag. Ich habe die Zettel beliebig verteilt und Blicke mit großer Dankbarkeit geerntet, denen ich heute so für einen Liter Milch nicht mehr begegnen würde.

Als Tauschobjekte galten Kartoffel, Zwiebel und Eier für Käse, Butter und Rahm. Der Geruch nach gewaschenen und vielversprechenden Straßen hat sich in der Kälte und dem Dunkel des Pendlerdaseins verloren.


[aus dem Rumänischen von Anton Potche]


*Worterklärungen
- definitivat = Bestätigung als ordentliche Lehrkraft
- Naționale und Mărășești = die in der kommunistischen Zeit in Rumänien bekanntesten Zigarettensorten
- Lactobar = Cafés’ ähnliche Einrichtungen, in denen verschiedene Milchprodukte angeboten wurden (in Rumänien sehr beliebt)

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