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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2007-12-20 | [This text should be read in deutsch] |
Sie legt ein violettes Handy auf den Tisch
gleich darauf zieht sie ein silbernes aus der Handtasche saugt in kurzen Zügen an ihrer Zigarette leert ihr Glas Wein „Scheißkerl“ murmelt sie... Das Lavieta ist ein Cafe Bistro mit kleinen, eng aneinander gereihten, runden Tischen, in Raucher- und Nichtraucher-Zonen eingeteilt. Ein beliebter Treff für Dates am Nachmittag. Es ist halb vier Nachmittag. Ich sitze auch in der Raucherzone mein Gegenüber am Nachbartisch eine Frau Mitte dreißig kurzes rötliches Haar, hübsches Gesicht, mit leicht verlebten Zügen. Ich werfe ihr einen Blick zu, den sie mir mit einem kurzen, gezwungenen Lächeln erwidert, um sich gleich wieder den am Tisch liegenden Handys zu widmen. Auf dem silbernen tippt sie herum. Mit einem aufdringlichen Klingelton meldet sich das violette. Mein Handy piepst zweimal Das wird doch nicht... Unsinn, ich erhalte einen Tarifvorschlag vom Netzbetreiber. Ich werde ihr einen Namen geben nenne sie Susi, nein, zu bieder, sie ist keine Susi. Eine Amanda vielleicht... wie die englische Porno-Queen denke ich... ja, ich nenne sie Amanda, klingt eindeutig verruchter. Und sie ist eine Verruchte, da bin ich mir sicher. Frauen mit zwei Handys sind immer verdächtig. Mein zweites Handy, gut, das ist etwas anderes. Ab und zu braucht man ja... Aber beide am Tisch? Ihr Gespräch am violetten in der linken Hand dauert. Mit der rechten dreht sie am Feuerzeug. Das silberne am Tisch piepst. Vertiefe mich, ohne zu lesen, in meine Zeitung. Höre einige Wortfetzen "...um acht, gut um acht also..." Sie greift zum silbernen. Offensichtlich erleichtert, liest sie eine Botschaft. Sie bestellt Wein. Ich überlege, ob ich nicht auch... statt Kaffe? Und beschließe zu bleiben.. Es ist zehn vor vier. Amanda wirkt jetzt eindeutig entspannter. Hat sich vorher ein Date vereinbart, um acht hab ich verstanden... Wie ich sie einschätze, bekommt sie auch noch Geld dafür... denke ich, sie ist sicher eine kleine Nutte, oder Hobbynutte, da soll's ja jetzt eine Menge davon geben... Hausfrauen... Halbtagsbeschäftigte... Krankenschwestern... Zahnarztassistentinnen... die sich was in die Tasche stecken möchten sollen ja ganz schön versaute dabei sein... sagt man, denke ich. Vielleicht sollte ich sie einladen... hat ja noch genügend Zeit, bis acht. Ich versuche sie wieder mit einem Blick einzufangen. Das silberne meldet sich gerade, mit angenehmerem Klingelton... Ihr violettes piepst... Sie nimmt sich das silberne. Werde mir jetzt auch ein Glas Wein nehmen... Welchen trinkt sie eigentlich? Sie blickt nicht zu mir, hält das silberne am linken Ohr. Mit den Fingern ihrer rechten Hand, klopft sie am Tisch um das violette herum. Der Kellner kommt, ich bestelle Weißwein. "Shit... du bist ja nicht ganz bei Trost... nein, nein, nein..." dringt es brüchig zu mir ihre Stimme wird jetzt lauter und heftiger "ich habs dir doch schon so oft gesagt... kapierst du denn nicht... nein, nein, nein... das geht nicht... du kannst doch nicht... bist verrückt geworden... nein, ich sagte es dir doch schon... das geht wirklich nicht... wo ich bin?… das geht dich doch nichts an..." Ihre Sprache fällt ins Vulgäre ab "was erzählst du da für einen Scheißdreck.. nein, ich mach das nicht mehr... ich habs dir schon hunderte Male gesagt... ja, ja, ja... sag bist du so blöd oder verstellst du dich... das ist ja nicht mehr auszuhalten... ja du bist so blöd normal kannst du nicht sein... ich mach jetzt Schluss... ja, ja mach nur..." Sie legt das silberne zurück auf den Tisch. Merkwürdig, nach dem Gespräch wirkt sie jetzt viel entspannter. Schade, dass sie... aber hallo... denk ich mir. Ist sie wirklich so eine oder geht meine Phantasie mit mir durch? Egal. Es scheint so oder so ein lohnender Nachmittag zu werden. Ich greife zu meinem Glas, möchte ihr zuprosten... aber sie beschäftigt sich mit ihrem violetten. Es hat ja vorher gepiepst. Es ist zehn nach vier. Amanda steckt das violette und das silberne in ihre Handtasche steht auf blickt kurz lächelnd zu mir und geht zur Toilette. Ihre gefütterte Lederjacke läßt sie am Platz zurück. Ich hole mir eine neue Zeitung, um an ihrer Jacke vorbeizuschlendern. Ganz schön teuer das Ding, exklusive Markenware, denke ich. Es wäre Zeit, Yvonne anzurufen. Greife kurz zu meinem schwarzen. Ich lasse es sein. Ich kannte einmal eine Corina, die auch nicht wirklich Corina hieß. Die war ja auch schon ganz ausgefuchst. Arbeitete vormittags in einer Parfümerie. Hatte einen reichen verheirateten Freund, der zwanzig Jahre älter war als sie. Er leitete irgend ein internationales Multi-Unternehmen. War Deutsch–Italiener, mehr hat sie mir nie gesagt. Jedes zweite Wochenende verreiste sie mit ihm an die Côte d' Azur Sie erzählte mir einmal, dass er dort eine Jacht liegen habe. Und er stand auf härteren Sex. Sie war mehr oder weniger seine Sklavin. Er beschenkte sie mit teurem Schmuck, edlen Klamotten. Bares bekam sie nie von ihm zu sehen. Sagte sie einmal zu mir. Sie inserierte unter „Diverse Bekanntschaften“, um ihr Portemonnaie zu füllen. So lernten wir uns kennen. Nach zwei, drei Einladungen hatte ich eine Geschäftsidee. Mit der ich sie überzeugen konnte. Corina hatte, damals schon, drei verschiedene Handys. Amanda, kommt mir also nicht ganz so fremd vor. Nach einer guten viertel Stunde, kehrt Amanda mit einem stillen Lächeln im Gesicht, an ihren Tisch zurück. Toilette alleine wird’s nicht gewesen sein, denke ich. Corina, hatte mich damals auch immer leicht nervös gemacht, wenn sie mit allen ihren Handys in die Toilette ging. Corinas Handys waren in Größen eingeteilt. Das kleinste und teuerste stand nur ihrem „Master“ zur Verfügung und war immer auf kurzen Anrufpiepston eingestellt. Mit dem mittelgrossen spielte sie ständig herum, einschalten, ausschalten, auf lautlos stellen. Das große, mit einer kurzen Antenne dran, war ihr persönliches. Aber auch dieses schaltete sie zeitweilig ab. Ich hatte die Nummern vom großen und mittelgroßen. Aber so richtig kannte ich mich nie aus. Erreichbar war sie immer nur, wenn sie erreichbar sein wollte. Ich konnte oft tagelang keinen Kontakt mit ihr herstellen. Dann bombadierte sich mich wieder mit endlosen Gesprächen und Kurzmitteilungen. Einmal klagte sie über ihren „Alten“, der sie oft stundenlang in den Keller sperrte, oder sie nackt auf den Balkon stellte. Um es ihr dann auf perverseste Art zu geben. Irgendwie gefiel es ihr aber auch. Sie hatte so eine Neigung. Und die wurde in der Zeit, wo wir uns kannten, immer stärker. Wenn wir uns trafen, spielte sie gerne die dominante Rolle. "Ich brauche es einfach, zum Ausgleich" sagte sie einmal Ich gab ihr den Namen „Zartbitter“ und der gefiel ihr... Es ist halb fünf. Amamda bekommt gerade ihr dritte Glas Wein serviert. Diesmal ist es ein roter. Sie beginnt mich zu fixieren. Ich erwidere ihren Blick, mache meine Augen schmal, versuche sie einzufangen. Die Gedanken an Corinas Welt haben etwas in mir in Gang gesetzt, das sich jetzt nicht mehr stoppen lässt. Ich bestelle mir schnell auch einen roten. Sie ist mir wieder zuvor gekommen. Egal. Amanda kommt mir jetzt nicht nur sehr hübsch, sondern auch außergewöhnlich erotisch und anziehend vor. Wie sie vorher so geschritten ist, in ihrer eng anliegenden körperbetonten Kleidung. Verschlossen von oben bis unten. Eng und knapp. Alles kommt zum Vorschein. Mehr als wenn sie nackt vor mir sitzen würde. Und lässt einiges vermuten. Ich spüre einen heißen Dampf, der sie umschließt. Ich sehe, wie nur mehr das violette auf dem Tisch liegt. Das silberne ist verschwunden. Sie zieht sich eine Zigarette aus der Packung. Ich betrachte kurz ihre langen, schlanken Hände. Aufgesetzte Schmucknägel glitzern. Ich will mehr wissen von ihr. Auf alle Fälle! Sie kramt in ihrer Handtasche, anscheinend sucht sie ihr Feuerzeug. Blickt etwas verlegen zu mir. Also echt ein Luder? Die hat ja vorher noch herumgedreht an dem Ding. Also soll das Spiel beginnen. Raucher sind da immer im Vorteil. Ich greife nach meinem Zippo. Ihr violettes meldet sich schrill. Sie hat ihr Feuerzeug gefunden. Winkt mir kurz ab "hallo..." (...) |
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